April - Mai
Wenn ein Weinberg neu angelegt wird, hat das verschiedene Gründe: Alter der Anlage, Flurbereinigung, Rebsortenumstellung, starke Frostschäden, Hagelschäden, Sturmschäden und einige mehr. In den meisten Fällen ist das hohe Alter des Weinbergs der Grund für eine Neuanlage. Man rechnet heute mit einer Standzeit von 25-30 Jahren. Da dies eine kosten- und zeitaufwendige Maßnahme ist, und erst nach frühestens drei Jahren wieder geerntet werden kann, muss der Winzer die Umstellung sorgfältig und mit Weitblick planen.
Bei der Wahl der richtigen Rebsorte gibt es einige Faktoren die beachtet werden müssen: Der Boden, das Kleinklima, Frostanfälligkeit in tieferen Lagen, Windanfälligkeit und als wichtigen Grund, die Nachfrage nach einer bestimmten Rebsorte. In den letzten 10 Jahren wurden verstärkt Rotweinsorten (hauptsächlich Dornfelder) gepflanzt, jetzt geht der Trend wieder zu den Weißen Rebsorten (vor allem Riesling). Eine schwierige Entscheidung, denn wer kann heute wissen, was der Weinliebhaber in 10-20 Jahren bevorzugt?
Als erstes wird die Parzelle „abgeräumt“. Dabei werden die alten Rebstöcke, der Draht, die Stickel und die Pflanzpfählchen entfernt. Dann wird der Boden fachgerecht vorbereitet. Er wird zuerst tiefengelockert, bei dem Verdichtungen (hauptsächlich verursacht durch Befahren mit Schlepper und Vollernter) im Untergrund aufgebrochen werden. Dann kommt das Rigolen. Dabei wird der Boden mit einer großen Spatenmaschine umgeschichtet bzw. vermischt (ca. 60 cm tief).
Als nächstes kommt das „Abzeichnen“. Die Grenzsteine werden freigelegt und die Parzelle vermessen. Es werden Anzahl der Zeilen, Zeilenbreite, Grenzabstand zum Weg und zum Nachbarn (Mindestabstand ist gesetzlich vorgeschrieben) festgelegt. Ein Draht wird gezogen und genau auf die spätere Zeile ausgelegt. Die Pflanzpfählchen werden in einem bestimmten Abstand (1,00-1,30m je nach Zeilenbreite, Rebsorte und Erziehungsart) in den Boden gesteckt (Bild 1).
Zum Setzen der Reben gibt es verschiedene Methoden: mit dem Spaten, mit einer Wasserlanze, mit dem Erdbohrer oder einer lasergesteuerten Setzmaschine. Diese Anlage wurde mit Hilfe eines Erdbohrers gepflanzt (Bild 2). Die Setzlöcher werden ca. 40 cm. tief gebohrt, die Rebe hineingesteckt (Bild 3), und mit einem Spaten mit feiner Erde aufgefüllt, fest angedrückt und ca. 5 Liter Wasser pro Pflanze „eingeschlämmt“ (Bild 4).
Heute dürfen in Deutschland wegen der Reblaus nur noch Pfropfreben (Bild 5) verwendet werden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Reblaus von Nordamerika nach Europa eingeschleppt. Zuerst trat sie in Frankreich (1865) auf, verbreitete sich aber schnell über ganz Europa. Die Reblaus befällt die Wurzeln der Rebe. Sie sticht diese an, saugt an ihr und die Pflanze stirbt ab. Dabei wurden die Weinberge in Europa innerhalb kürzester Zeit fast völlig vernichtet. Damals entstand die Idee, reblausresistente „Amerikanerreben“ (Unterlage) mit „Europäischen“ (Edelreis) zu veredeln (pfropfen). Dadurch konnten die europäischen Rebsorten weiter angebaut werden, ohne von der Reblaus geschädigt zu werden.
Das Eindrücken der Stickel wird mit einem „Stockmayer“ Pfahldrücker (Bild 6) durchgeführt. Mittlerweile werden fast ausschließlich verzinkte Eisenstickel verwendet. Sie halten gegenüber den früheren verwendeten Holzstickeln wesentlich länger (vor allem beim Vollerntereinsatz).
Die Endverankerung besteht aus einem Telleranker (Bild 7) und dem Endstickel. Die Anker werden mit dem „Stockmayer“ Ankerdreher ca. 1 m in den Boden gedreht (Bild 8). Da die Endstickel schräg stehen, müssen sie mit einem schweren Hammer noch von Hand eingeschlagen werden (Bild 9). Anker und Stickel werden mit dem Ankerdraht verbunden (Bild 10). Der am Anfang gezogene Draht wird an dem Stickel befestigt und angespannt. Dann werden die Pflanzpfählchen mit einem Drähtchen am Draht befestigt (Bild 11).
An der jungen Rebe sind jetzt 3 lange Triebe gewachsen. Sie muss nun „ausgebrochen“ werden (Bild 34). Dabei wird der schönste Trieb ausgesucht und die beiden anderen entfernt (Bild 35). Mit einer Bindzange wird er am Pfählchen angebunden (Bild 36), damit er gerade hochwachsen kann (Bild 37).
Fertig angebundene Junganlage (Bild 38).
Die Reben wachsen jetzt schneller und brauchen mehr Unterstützung. Da bisher nur der unterste Draht in der Anlage ist (Bild 39), müssen die restlichen 6 Drähte von Hand „gezogen“ werden (Bild 40), damit sich die wachsenden Triebe hochranken können (Bild 41).
Eine Junganlage muss des öfteren „gerissert“ (gegrubbert) werden. Dabei wird der Boden gelockert und von Unkraut befreit (Bild 44+45).
Die Junganlage wächst weiter ...
Rebsorte: Silvaner - Erziehung: Flachbogen - Pflanzjahr: 2006
26. März 2007: Ungeschnittener Trieb - Rückschnitt auf einen Trieb - geschnittene Anlage
27. März 2007: Trieb wird an Pflanzpfählchen angebunden
9. April 2007: Flachbogen wird um den Draht geschlungen und mithilfe des Beli-Binders angebunden
17. April 2007: Tiefenlockern und Fräsen (rechts) des Bodens
24. April 2007: Erste Blätter werden sichtbar
1. Mai 2007: 5 Blätter entfaltet
8. Mai 2007: 8 Blätter entfaltet, Geschein (rechts)
18. Mai 2007: Ausbrechen (Stocktriebe entfernen)
21. Mai 2007: Kurz vor der Blüte
24. Mai 2007: Rissern/Grubbern des Bodens
Vollblüte (links, 29. Mai) und Beeren sind erbsengroß (rechts, 19. Juni)
29. Juni 2007: Triebe in den Drahtrahmen stecken und Querjoche einklappen
Kurz vor (4. Juli) und am Ende des Traubenschlusses (15. Juli)
26. Juli 2007: Laubschneiden
Trauben reifen weiter (links, 26. Juli), kurz vor der Vollreife ( 30. August)